Die Bedeutung der Nabelschnur nicht nur für den Fötus, sondern auch für Neugeborene zeigten schwedische Forscher vor einigen Jahren in einer international viel beachteten Studie. In einer Folgestudie im Fachjournal JAMA Pediatrics konnten sie nun einen Zusammenhang zwischen verzögerter Schnurklemmung (DCC) und der Feinmotorik von Kindern im Alter von vier Jahren, insbesondere bei Jungen, nachweisen.
Vor einigen Jahren zeigten Dr. Ola Andersson und Kollegen in einer klinischen Studie mit 400 Neugeborenen, dass das Risiko eines Eisenmangels im Alter von vier Monaten bei Säuglingen, deren Nabelschnur drei Minuten später abgeklemmt und durchtrennt wurde, erheblich geringer war Geburt („Delayed Cord Clamping“, DCC) als bei denen, deren Nabelschnur innerhalb von zehn Sekunden entfernt wurde („Early Cord Clamping“, ECC). Die Neugeborenen in der Studie waren gut genährte Babys, die nach einer voll ausgetragenen Schwangerschaft von gesunden Müttern geboren wurden.
'Wenn die Nabelschnur drei Minuten an Ort und Stelle belassen wird, fließt das Blut weiter in den Kreislauf des Neugeborenen. Das Baby erhält etwa einen Deziliter zusätzliches Blut, was zwei Litern bei einem Erwachsenen entspricht“, sagt Dr. Andersson, Forscher an der Universität Uppsala und Kinderarzt in Halmstad.
In weiten Teilen der Welt wird unmittelbar nach der Geburt die Nabelschnur abgeklemmt und durchtrennt, wodurch dem Baby eine wichtige Eisenergänzung aus dem Nabelblut entzogen wird. In armen Ländern kann dieser Eisenmangel aufgrund der Praxis, die Plazentatransfusion vorzeitig zu stoppen, laut Wissenschaftlern besonders schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben.
Der fragliche Artikel von JAMA Pediatrics beschreibt eine vierjährige Studie, in der insgesamt 263 (69%) der Babys aus der ersten Studie nachuntersucht wurden. Die Entwicklung dieser Kinder wurde mittels IQ- und Kognitionstests sowie Fragebögen für die Eltern untersucht.
Die Ergebnisse zeigen keinen Unterschied im IQ oder in der Gesamtentwicklung zwischen den Kindern, deren Nabelschnur früh durchtrennt wurde, und denen, die sich einer verzögerten Nabelschnurklemme (DCC) unterzogen. Andererseits konnten sowohl die Tests als auch die Fragebogenantworten zeigen, dass die Kinder, bei denen DCC stattgefunden hatte, im Alter von vier Jahren eine etwas bessere Feinmotorik aufwiesen. Deutlicher wurde der Unterschied, als die Forscher die Geschlechtsunterschiede betrachteten: Vor allem bei den Jungen wirkte sich DCC auf die Feinmotorik aus.
'Mädchen haben im Allgemeinen von Geburt an bessere Eisenspeicher, daher haben Jungen ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel. Wir hoffen, dass unsere Studie weltweit zu neuen Empfehlungen führen wird.'