Das Fortschreiten von Brustkrebs kann von Patient zu Patient erheblich variieren. Selbst innerhalb desselben Tumors können unterschiedliche Bereiche aus unterschiedlichen Zelltypen bestehen und durch unterschiedliche Tumorstrukturen gekennzeichnet sein. Diese Heterogenität macht es schwierig, den Schweregrad eines Tumors zu bestimmen und seinen molekularen Subtyp zu beurteilen, was sich auf die Genauigkeit der Diagnose und die Wahl des effektivsten Behandlungsansatzes auswirkt. Eine detailliertere Charakterisierung eines Brustkrebsgewebes könnte dazu beitragen, die Erfolgsaussichten einer Behandlung zu verbessern und das Rückfallrisiko zu verringern.
Hochdimensionale Biomarker zeigen Unterschiede beim Überleben bei Brustkrebs auf
Der Forschungsgruppe um Bernd Bodenmiller, Professor für quantitative Biologie an der UZH, ist es gelungen, die pathologische Klassifikation von Brustkrebs mittels bildgebender Massenzytometrie zu verfeinern. Diese Methode ermöglicht es Wissenschaftlern, mehrere Biomarker gleichzeitig zu visualisieren und zu analysieren, um informationsreiche digitale Bilder von Gewebeschnitten zu erstellen. In ihrer Studie quantifizierten die Forscher 35 Protein-Biomarker bei Brustkrebspatientinnen. „Dadurch entstand eine beispiellose Ansicht der Zelllandschaft eines Tumors und des umgebenden Gewebes, die es uns ermöglichte, festzustellen, ob komplexere Biomarker für das klinische Ergebnis existieren“, erklärt Jana Fischer, Co-Erstautorin der Studie.
Das Forscherteam analysierte Hunderte von Gewebeschnitten von 350 Brustkrebspatientinnen und kategorisierte die vielen Zellbestandteile und wie sie in Zellgemeinschaften organisiert sind und Tumorgewebe bilden.„Vier Kategorien von Brustkrebs werden routinemäßig in der Klinik klassifiziert, aber unsere neue Analyse ermöglicht es uns, weiter zu gehen und mehrere detaillierte Unterkategorien von Brustkrebs zu identifizieren. Die Gefahr durch diese verschiedenen Tumoren kann sehr unterschiedlich sein, und jeder Typ könnte auf eine Therapie ansprechen seinen eigenen Weg", erklärt Co-Erstautor Hartland Jackson.
Potenzielle Auswirkungen auf die Präzisionsmedizin bei Brustkrebs
Dieser Befund hat das Potenzial, die klinische Praxis zu verändern. Die neuen Untergruppen von Brustkrebspatientinnen unterscheiden sich in ihren molekularen Profilen. Bernd Bodenmiller und sein Forschungsteam arbeiten nun daran herauszufinden, welche Medikamente Tumorzellen mit einem bestimmten molekularen Profil am besten bekämpfen können. "Durch die Verbesserung unserer Fähigkeit, zelluläre Merkmale und Kategorien zu beschreiben, sowie unsere Fähigkeit, Patienten mit Brustkrebs mit hohem oder niedrigem Risiko genau zu identifizieren, eröffnen wir neue Möglichkeiten für die Präzisionsmedizin", sagt Bodenmiller.